Während die ersten 3 Monate für den ersten Quartalsbericht schon schnell vergangen sind, so ist es nun mit den nächsten 3 Monaten noch schneller geschehen.
Gleichzeitig habe ich das letzte Quartal nicht als einen zusammenhängenden Zeitraum empfunden, sondern durch das Schuljahrende und meine Urlaube in viele Abschnitte unterteilt.
Hier ein kleiner Überblick:
- Mitte November bis Mitte Dezember ging das Schuljahr zu Ende.
- Mitte Dezember bis Mitte Januar besuchte mich mein Freund, mit dem ich durch Ecuador reiste und dann gemeinsam in meiner Einrichtung arbeitete.
- Eine Woche im Januar führte ich einen Kunstkurs für Kinder in den Sommerferien durch.
- Im Februar folgte eine mehrwöchige Reise mit meiner Schwester, die ebenfalls ein Freiwilligenjahr in Lima macht, und unseren Eltern, die uns besuchen kamen
- Im Februar fand ebenfalls das Zwischenseminar in Lima für uns Freiwillige statt
- Ende Februar fiel mein erneuter Einstieg in die Arbeit in Máncora mit den letzten Tagen des Besuches meiner Familie zusammen
Damit die vielen Eindrücke und Erlebnisse des letzten Monats nicht in Chaos versinken, beginne ich chronologisch und werde dann noch etwas zu meinem jetzigen Stand wie auch meinen Ideen für das kommende Schuljahr schreiben.
DAS SCHULJAHR GEHT ZU ENDE (Nov – Dez)
Im Dezember habe ich mit den Müttern das „Bolsa“-Projekt beendet und rechtzeitig die über 70 Beutel fertig gestellt. Gerade im Endspurt habe ich nahezu jeden Tag damit zu gebracht, die letzten Feinheiten auf den Beuteln zu verbessern, da sie - anders als bei einem freien Bild in der Kunsttherapie – verkauft werden sollen.
Es stellte sich für mich heraus, dass das Schönste am „Bolsa“-Projekt war, dass sich meine Beziehung zu den Müttern grundlegend verbesserte (bzw. sich erst aufbaute) und ich seither immer, wenn ich eine Schulmutter treffe, mich herzlich mit ihnen austausche.
Doch leider verhinderte diese intensive Zeit mit den Müttern und den Beuteln, dass ich regelmäßig mit den Kindern mit Behinderung im Kunst-Atelier arbeiten konnte. Das hoffe ich für das kommende Schuljahr ändern zu können.
Als Abschluss des Schuljahres gab es eine Weihnachtsfeier und ebenso wurden die Beutel einen Tag lang in Máncora zum Verkauf angeboten. Dies verlief recht erfolgreich und die Hälfte der Beutel ist bereits verkauft. Wer von euch Interesse an einem Beutel für 15 Soles (ca. 4 €) hat, darf sich gerne bei mir melden, um sich die letzten Exemplare zu sichern.
Leider habe ich jedoch sowohl die Weihnachtsfeier als auch den Verkauf der Beutel verpasst, da ich mich schon etwas früher auf dem Weg nach Quito in Ecuador gemacht habe, um mich dort mit meinem Freund aus Deutschland nach 5 Monaten endlich wiederzutreffen.
URLAUB I – REISE MIT MEINEM FREUND DURCH ECUADOR (Dez- Jan)
Durch geschickte Urlaubsplanung konnten mein Freund und ich es so realisieren, dass wir einen Monat gemeinsame Zeit hatten.
Während unserer 2,5 wöchigen Reise durch Ecuador haben wir Vulkane wie den Cotopaxi bestiegen, sind um Kraterseen wie Quicocha oder Quilotoa gewandert, sind über den Amazonas im tiefsten Regenwald von Cuyabeno im Boot gefahren und haben in Wasserfällen in Mindo (einem Nebelwald) gebadet. Also es war eine rundum schöne und beeindruckende Reise, auf der wir mal wieder bemerkt haben, dass auch die Deutschen unter den Reisenden sehr präsent waren, aber haben uns auch immer wieder gefreut, wenn wir in einer spanisch- oder englischsprachigen Reisegruppe unterwegs waren. Um mehr über Ecuador zu erfahren, fanden wir es auch besonders spannend, wenn wir Bekanntschaft mit Ecuadorianern schlossen. Besonders ein ganz sympathisches Gespann von zwei ecuadorianischen Zwillingsbrüdern, die uns auf einer wenig befahrenen Straße aufgelesen haben, habe ich noch sehr positiv im Gedächtnis.
Zurück in Peru und nach ein paar Strandtagen in Máncora, blieb mein Freund noch eine weitere Woche, in der ebenfalls in meiner Einrichtung arbeitete. Mein Freund half als Zimmerer bei dem Bau eines Daches auf dem Schulgelände sowie im Garten der Schule mit. Ich habe mich währenddessen primär um die Organisation und Kommunikation der zukünftigen Freiwilligen gekümmert und einen Ferienkurs vorbereitet.
Für mich war es sehr schön und verbindend, dass mein Freund nun nicht nur aus meinen Erzählungen eine Vorstellung von meinem Projektort hat, sondern nun auch selbst vor Ort alles mit eigenen Augen gesehen hat und all die Menschen um mich herum kennenlernen konnte.
KINDERFERIEN-KURS & WEITERES (Jan)
Als Vorbereitung für den Kinderkurs, kaufte ich die notwendigen Materialien ein, stellte einen Prototypen aus Pappmache her und skizzierte eine Wochenstruktur bestehend aus Zeit für künstlerisches Gestalten, Zeit für Bewegung (Spiele, Yoga), inhaltlichen Impulsen und kleine Englisch-Wiederholungen passend zum Thema.
Erst kurz vor dem Kinderferienkurs hatte ich zufällig erfahren, dass ich für die Werbung zuständig sei und mich dann noch kräftig ins Zeug gelegt, Flyer zu verteilen. Zum Glück stand ich am Montag schließlich nicht allein da und ich konnte 6 kunstfreudige Kinder begrüßen.
(Ergänzung: Auf dem Gruppenfoto fehlt ein Kind.)
Als Kursinhalt hatte ich mir das Gestalten eines Vogels aus Pappmache überlegt. Ein Vogel sollte es sein, weil ich zuvor die Geschichte des Seelenvogels mit den Kindern lesen wollte. In der Geschichte wird der Seelenvogel beschrieben, der in seinem Körper viele Schubladen mit Gefühlen hat, die er mit seinem Schlüssel aufschließen und hervorholen oder verschließen und zurückhalten kann. Für mich ist es eine sehr geeignete Geschichte, um den Umgang mit Gefühlen zu thematisieren.
Die 6 Kinder stellten sich als eine gut zu händelnde Gruppe heraus und so sind schließlich auch 6 farbenfrohe Pappmachevögel entstanden – als Symbole des Empowerments für ihr eigenes Gefühlsleben - , die die Kinder hinterher zu sich mit nach Hause genommen haben.
Meine gestalteten Bewegungseinheiten haben die Kinder gut aufgenommen. Immer wenn die Konzentration und Lust sank, weiter an den Vögeln zu arbeiten, ging es erst einmal nach draußen. Nach vielen verschieden, ausprobierten Spielen wurde schließlich Seilspringen der Hit. Etwas nachdenklich stimmte mich jedoch, dass ich in der Kids-Gruppe, die mit Abstand beste Seilspringerin war. Eigentlich hätte ich erwartet, dass eine so grundlegende sportliche Aktivität auch in Máncoras Straßen von den Kindern häufiger gespielt würde.
Weiteres: Nach dem Kinderkurs hatte ich noch einige weitere Arbeitstage, die ich dazu genutzt habe, um mit den zukünftigen Freiwilligen über workaway zu kommunizieren (u.A. auch Skype-Gespräche). Zudem habe ich mit Ernesto, einem befreundeten Künstler, zusammen aus trockenen Lehmstücken Ton hergestellt. Auch noch jetzt, einen Monat später, warte ich noch ab, dass der Ton noch zäher wird, damit er schließlich zum Plastizieren mit den Kindern geeignet ist. Ich hoffe sehr, er ist gelungen!
URLAUB II – FAMILIENREISE NACH CUSCO & MACHU PICCHU
Für meinen zweiten Urlaub fuhr ich mit dem Bus nach Lima, wo mich meine Schwester abholte, die ebenfalls über das Welthaus Bielefeld für ein Freiwilligenjahr nach Peru gereist ist. Für mich war es schön, so die Gelegenheit zu haben ihr Projekt, die „Casa Hogar“, in einem Außenbezirk von Lima kennenzulernen. Einen Tag nach meiner Ankunft konnten wir dann auch schon unsere Eltern am Flughafen in Empfang nehmen, die zum ersten Mal so weit gereist waren, und dank des deutschen Winters für peruanische Verhältnisse ziemlich blass ankamen, aber auch besonders gut gelaunt und froh uns wiederzusehen.
Nach einer kurzen Ankommenszeit in Lima bildete unsere nächste Etappe Cusco, welches wir nach einer 22 stündigen Busfahrt erreichten. Für unsere Eltern war es gut, dass wir einige Tage Akklimatisation eingeplant hatten, denn wir hatten uns auch ein hohes Ziel gesteckt: Wir sind zu viert den Salkantay Trek gegangen, der am 5. Tag beim Machu Picchu endet. So haben wir in diesen 5 Tagen rund 100km zu Fuß zurückgelegt und sind dabei über 1500 Höhenmeter hinauf- und 2000 Höhenmeter heruntergewandert. Unser Trek hat uns körperlich auch an unsere Grenzen gebracht, aber auf dem Machu Picchu waren wir dann alle unglaublich glücklich über das, was wir gemeinsam geschafft haben.
Etwas später erfuhr ich, dass genau 9 Tage nach unserem Trekking es starke Erdrutsche und Überflutungen gegeben hat, die nun dazu geführt haben, dass der Trek gesperrt wurde. Im Distrikt Santa Teresa wurden einige Brücken durch die Wassermassen zerstört, sodass viele Wanderer feststeckten. In Sahuayaco wurden knapp 300 Häuser zerstört. Die Nachricht hat mich sehr nachdenklich gemacht und mir vor Augen geführt wie gefährlich unser Trek zu dieser Jahreszeit gewesen war.
ZWISCHENSEMINAR LIMA
Während sich unsere Eltern nach dem Trek in einen Bus in die Selva setzten, machten meine Schwester und ich uns nach Lima zum Zwischenseminar auf.
Für mich war diese Woche in einem gediegenen, weitläufigen Club am Strand von Ancón eine entspannte Zeit mit ganz viel Raum für einen Austausch über unsere Projekte. Viele Punkte, an denen es in meinem Projekt hakt(e) (wie die Kommunikation, Umgangsformen und versch. Vorstellungen von Arbeit), haben andere Freiwillige aus unserer Gruppe sehr ähnlich bei sich erlebt.
Für mich war es ebenfalls eine große Bereicherung, dass wir uns Freiwilligen gegenseitig unsere Projekte präsentiert haben. So konnte ich die Vielfalt der Projekte meiner Mitfreiwilligen besser begreifen und Inspirationen für mein Projekt sammeln. Auch ich habe mein Projekt vorgestellt und sehr viel Wertschätzung und Zuspruch für meine Arbeit bekommen, was mich sehr für das kommende Halbjahr (in Peru das neue Schuljahr) motiviert hat!
REISE NACH MÁNCORA
Die Reise mit meiner Familie ging noch weiter. Nach einem Wiedertreffen mit unseren Eltern in Lima, ging es wiederum mit dem Bus weiter nach Máncora. Dort konnte meine Familie ordentlich Sonne tanken, am Strand entspannen, aber auch Touren zu den Schildkröten in El Nuro unternehmen oder die Stadt Tumbes, Mangrovenwälder wie auch die Schlammgruben zum Baden (Poza de Barro) erkunden. Dass meine Familie auch in meinem Projekt in Máncora vorbeischauen und meine Arbeitskollegen wie auch Freunde kennenlernen konnte, ermöglichte besonders meinen Eltern ein besseres Verständnis von meinem aktuellen Lebensraum.
ARBEITSSTART UND MEIN IST-ZUSTAND
Noch während des Aufenthalts meiner Familie in Máncora hatte ich wieder begonnen vormittags zu arbeiten. Viele Putz-, Aufräum- und Umräumaktionen standen an. Gleichzeitig warteten viele Nachrichten von potentiellen Freiwilligen auf der Plattform von workaway auf mich und ich hielt die Kommunikation zu den Freiwilligen aufrecht, die in den nächsten Wochen kommen werden.
Wenig erfreute mich jedoch, als ich über das Welthaus Bielefeld eine Email bekam, die eine Weiterleitung eines Dankesschreibens meines Projektes aus Máncora war. Es war ein durchaus sehr positiver Text, der mich und meine Arbeit positiv hervorhob, aber leider beinhaltete er auch einen Kommentar zu den „Schwierigkeiten mit der spanischen Sprache“.
Natürlich finde ich selbst, dass ich mein Spanisch noch verbessern kann und natürlich war die Kommunikation am Anfang schwierig. Aber wo ein Wille ist, da ist ein Weg und mittlerweile hat sich mein Spanisch im Reden und Verstehen so sehr verbessert, dass die getroffene Aussage so einfach nicht stimmt.
Doch noch vielmehr missfiel an der Aussage ein anderer Aspekt: Die Sichtweise auf mein Sprachenlernen. Vorausgegangen sind diverse Situationen in meiner Anfangszeit, wo ich zu hören bekam „Ella no entiende.“ (Sie versteht nicht.) oder „Solamente su español es un problema.“ (Nur ihr Spanisch ist ein Problem.). Nun der wiederholte Verweis auf meine Defizite zeigte mir, dass meine Einrichtung es (noch) nicht versteht, meine Arbeit des Sprachenlernens zu wertschätzen und die Fortschritte zu sehen. Da kein Mitarbeiter in meiner Einrichtung eine Fremdsprache spricht, liegt es vermutlich auch deshalb außerhalb ihres Vorstellungsvermögens, was ich gerade leiste. Zudem hatten sie sich in meiner Anfangszeit auch etwas unbeholfen und überfordert gezeigt. Satt mit mir zu Beginn eine einfache, klare und langsame Sprache zu sprechen, zeigten sie sich vielmehr enttäuscht, wenn ich mal wieder nichts verstand. Dabei hätten sie es mir auch leichter machen können und mir z.B. - wie ich öfters gebeten habe - bei Whatsapp geschriebene und statt gesprochener Nachrichten schicken können. Dass ich all diese Erfahrungen am Anfang machen würde, hatte ich nicht gedacht, da ich bereits die dritte Freiwillige bin und wir alle drei mit ähnlichen Sprachkenntnissen ankamen.
Wie ich auch schon zu Anfang bei Unstimmigkeiten die Initiative ergriffen habe, so tat ich es auch dieses Mal und berief ein kleines Gespräch ein, um den Blick der Einrichtung auf das Sprachenlernen anzusprechen. Ich stellte fest, dass mein Spanisch mittlerweile zum Diskutieren ausreicht, erläuterte nicht nur, sondern beharrte auch auf meiner Position und Wahrnehmung. Aus der Gruppe an Mitarbeitern verstand mich meine Chefin sehr schnell. Vor allem sie bedankte sich für meine Rückmeldung und sah es als Möglichkeit, sich in der Haltung gegenüber Freiwilligen zu verbessern.
Erleichtert über die Wendung des Gesprächs konnte ich danach meine Pläne für das kommende Schuljahr ansprechen. Mich positiv bestärkend empfand die Schule es als gute Idee, dass ich zukünftig einmal wöchentlich eine Yogastunde innerhalb der Schulzeit für die Mütter anbieten würde.
Leider gab es auch noch eine schlechte Nachricht: Es wird zukünftig eine Klasse mehr unterrichtet und damit wird mein Kunstraum wieder wegfallen, bzw. ich werde in eine überdachte Multifunktionsecke umziehen. Dafür gab es bereits neue Ideen für meine Arbeit, wie z.B. dass ich für jede Klasse pro Woche eine Bewegungseinheit anleiten könnte. Das hört sich auch sehr spannend für mich an, denn mein Motto in der pädagogischen Arbeit ist Kunst UND Bewegung.
Voller Elan und Tatendrang ging ich so aus der Besprechung heraus und freue mich auf die kommende Woche mit dem Workshop „Capacitationes“ als Lehrerfortbildung in meiner Schule.
Und noch mehr bin ich auf dem Schulstart gespannt, sowie auf die Freiwilligen, die über workaway anreisen und sicherlich mit ihrer Persönlichkeit, Profession und Erfahrung frischen Wind und neue Ideen mitbringen werden.
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