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Vegan in Peru?

 

Peru ist für seine außergewöhnliche und vielfältige Küche bekannt und es soll sogar Touristen geben, die allein wegen des Essens nach Peru kommen. Außerdem gilt Peru als die Urheimat der Kartoffel. Da können wir uns als deutsche Kartoffelliebhaber doch gleich wohlfühlen. Doch wie sieht es hier eigentlich mit veganem Essen aus?

 

Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich zuerst weiter ausholen.

Zu Perus vielfältiger Küche tragen die vielen Regionen und Klimazonen Perus bei. Es gibt Einflüsse aus der Küstengegend (costa), aus den Anden (sierra) und dem Regenwald (selva). Gleichzeitig sind noch die kulinarischen Einflüsse der Inca und der Spanier aus der Kolonialzeit spürbar. Die Immigration vieler Afrikaner, Chinesen, Japaner, Italiener, Engländer und Franzosen führte zu neuen Erweiterungen auf der Speisekarte. Dabei hat chinesisch-peruanisches Essen einen eigenen Namen erhalten: Chifa.

 

Auf dem Markt sieht es klasse aus:

Hier gibt es wunderbares, reifes und exotisches Obst. Allen voran möchte ich die Super-Bananen (platanos), nennen, die heldenhaft eine Wochenendreise unbeschadet überstehen können. Dabei kosten 4 Stück nur unschlagbare 25ct (1 Sol / peruanische Währung). Auch gibt es hier Mangos, Papayas, Ananas und in einem wunderbaren Reifezustand. Aber gibt auch anderes abgefahrenes Zeug wie Sternfrucht, süße Gurken, Cherrymoya sowie einiges, was ich mir (noch) nicht merken konnte. Doch mein klarer Favorit: ist Granadilla. Das ist eine riesengroße Passionsfrucht. Zwei davon kosten ebenfalls nur 25ct. Also mit Markteinkäufen lebt es sich hier günstig.

 

Auch das Gemüse hier ist sehr frisch und geschmackvoll. Die Tomaten sind süß, die Zucchinis knackig und  Süßkartoffeln (camote) so lecker wie nie  zuvor. Der Mais sieht hier anders aus und statt des gewohnten Gelbs kann man ihn hier in weiß oder lila kaufen. Die Yuca-Wurzel, die ich schon in Asien zur Psydo-deutschen-Kartoffelsuppe verarbeitet habe, lässt sich auch hier wieder finden. Während sich das Gemüse insgesamt lange im Kühlschrank hält, muss man sich lediglich beeilen, den Salat zu verspeisen. Wegen der unterbrochenen Kühlkette auf dem Markt macht der schnell schlapp.

 

 

Auch Hafer und Honig gibt es hier für mein morgendlichen Porridge. Mittags und abends gibt es bei mir meist irgendetwas mit Reis, Quinoa oder Kartoffeln dazu Gemüse oder Salat. Auch Nudeln und Tomatensoße gibt es hier und habe ich mir mal ganz klassisch auch gegönnt.

 

Es gibt auch einige typische Getränke Perus.

Da wäre einmal das Nationalgetränk Perus: Pisco Sour. Als ich es einmal in Lima getrunken habe, war ich auch gleich angetrunken, war weil ich in Deutschland ja so gut wie nie Alkohol trinke. Bestandteile des nicht ganz veganen, aber süßlichen und geschmackvollen Getränks sind Traubenschnaps (Pisco), Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar.

Auch Chicha morada ein sehr klassisches Getränk. Es ist ein Saft aus gekochtem, lila Mais mit etwas Zucker und Limettensaft. Einmal probierte ich auch Chicha. Das ist Bier aus weißem Mais und erinnerte mich geschmacklich an Brottrunk. Also auch sehr lecker ;)

Und gerade bei mir an der Küste in Mancora findet man überall kleine Stände, die Obst frisch pürieren und den Ananas-, Papaya-, Orangen- oder Erdbeersaft verkaufen. Umgerechnet für 0,75-1,50€ habe ich so schon viele frische Säfte getrunken. Echt klasse!

Zum Thema Getränke möchte ich auch noch die Inka-Kola aufzählen. Peru hat sein eigenen Softdrink aus Zitronenstrauch. Neben dem kann sich Cola, Fanta und Sprite hier kaum halten kann. Ich bin zwar kein Fan von Softdrinks, aber Daumen hoch für das eigene, lokale Produkt!

 

Das hört sich erst mal alles ziemlich gut an. Wäre da nicht ein klitze-kleine Sache: das Fleisch.

Durch meine Recherchen in Deutschland war ich schon darauf eingestellt, aber in traditionell wird in Peru eben viel Fleisch gegessen. An der Küste kommt noch der Fisch dazu. Das bemerke ich dann auch gleich, wenn ich in einem Restaurant die Karte aufschlage...

 

Natürlich gibt es hier in größeren Städten oder auch bei mir im kleinen Mancora vegetarisch/vegane Lokale. Was ich in diesen eher teuren Läden (verglichen mit den peruanischen Standard) vermisse, ist das typisch peruanische. Stattdessen gibt es hier einfach hippe Touri-Kost und Burger, die ich auch in Deutschland essen könnte. Viel lieber würde ich all das peruanische Essen, ihre Gewürze und Gemüse nur einfach ohne Fisch und Fleisch essen.

 

Das Gleiche ohne Fisch und Fleisch und Hühnchen (wichtig hier zu betonen) und ein bisschen mehr Gemüse bekomme ich zum Beispiel in meinem Projekt, wenn die Köchin aus einen Anlass für alle kocht. Also möglich ist es theoretisch schon.

Wenn ich aber in einem Restaurant versuche diesen Wunsch anzubringen, erklären mir die Kellner das das nicht möglich sei. Also esse ich dann Beilagen. Reis, Kartoffeln und Salat dazu. Aber das ist schon ein Glückstag, wenn es in den kleinen, lokalen Restaurants Salat auf der Karte gibt oder er vorrätig da ist. 

 

So kam es schon mehr als einmal vor, dass ich leer ausgegangen bin. Manchmal konnte ich immerhin noch ein Gemüseomlett essen, auch wenn natürlich nicht vegan. Das war schon gewöhnungsbedürftig. Das Omlett konnte ich noch einen Tag später in meinem Körper gespüren - so langhaltig, aber auch schwer sättigend war für mich. Veganes Essen verdaut sich einfach anders. Ein ganz klares Zeichen, in Deutschland wieder voll und ganz vegan zu sein!

 

Positiv hervorheben möchte ich aber noch eine vegane "Gemüsetorte" die ich in Lima gegessen habe. Schön fürs Auge und lecker für den Magen ;) Schade, dass es die in Mancora nicht gibt.

 

Was süßen Nachtisch (postre), Kekse (galletas) oder Kuchen (queque) angeht, fällt es mir schon leichter eine vegetarische Ausnahme zu machen. Über meine Geburtstagskuchen beispielsweise habe ich mich tatsächlich sehr gefreut und weder Milch noch Ei herausgeschmeckt. Auch andere Leckerein habe ich bisher sehr gern probiert. Nur das Milcheis, zu dem ich letztens eingeladen wurde, brauche ich nicht nochmal. Das lag mir doch schwerer als gewohnt im Magen.

 

Insgesamt leben die Tiere die Fleisch und Milchprodukte "produzieren" nicht besser als in Deutschland. Von daher gibt es für mich keinen ethischen Grund hier umzusteigen. Aber weil ich die Kultur kennen lernen möchte, gebe ich mir beste Mühe Ab und Zu eine Ausnahme zu machen.

 

Nadine Horn & Jörg Mayer • eat-this.org
Nadine Horn & Jörg Mayer • eat-this.org

Weil es hier an der Küste DAS Gericht ist und zumindest Fisch frisch aus dem Meer ist, habe ich auch schon einmal Ceviche probiert.

 

Es ist in Limettensaft eingelegter, roher Fisch, der mit Zwiebeln und Mais serviert wird.

An sich fand ich die Würzung sehr lecker, nur den Fisch leider nicht. Nach 6 Jahren ohne konnte ich an diesen Geschmack nicht wirklich genießen. Zum Glück gab es einen Teller für alle und ich stand nicht unter Druck "aufzuessen".

 

Ich habe aber auch schon von veganem Cerviche mit Pilzen statt Fisch gehört. Wenn ich das finde, probiere ich das auf jeden Fall! Oder ich teste schon vorher dieses vielversprechende Rezept von eat-this.org aus. Ich denke das bekommt mir besser ;)

 

Aber bevor Peru jetzt mit seinem Essen zu schlecht weg kommt:

Erstens hat die Peruanische Küche unter "Allesessern" einen sehr guten Ruf und zweitens dürfte ich mich in einem Restaurant für klassische, deutsche Hausmannskost auch nicht wundern, dass ich, Veganerin, nicht viel zu Essen finde. Zudem hat sich die "vegane Restaurant-Situation" in Deutschland erst in den letzten Jahren enorm verbessert. Also vielleicht sollte ich mit den Peruanern nicht zu streng sein. 

 

 

Also mein erstes Essensfazit von Peru:

Kein Traumland für Veganer, was die traditionelle Küche angeht. Aber in Touri-Restaurants, an Obstständen oder mit Selbstgekochtem, kommt man auch als Veganer sehr gut über die Runden.

 

 

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